55. von Kilpisjärvi nach Alta – Teil 2

Tag 91

von Ole

Ein fauler Tag.

Ausschlafen, zwei plus drei Eier mit Speck zum Frühstück, dazu weitere interessante Gespräche mit Jonny zum Thema Lachsangeln. Spannend. Unterhaltsam.

Dann wuschen wir Wäsche, bloggten, lasen viel und genossen die Ruhe der Lodge. Zum späten Mittag (Jonny war nach Storslett gefahren und kam spät zurück, weil er noch einen Kumpel zu einem vermeintlich von einem Luchs gerissenen Schaf fahren musste – coole Begründung, müssen wir uns merken) gab es Sandwiches mit Rentierschinken und Käse.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Gedankenspielen zur Rückreise. Die Hurtigrutenschiffe hatten zu möglichen Terminen nicht mehr viele freie Kabinen. Wäre schade, wenn das nicht klappt, aber wir mochten uns beide noch nicht auf ein Datum für die Heimreise festlegen. Zu viel Druck, dass dann beim Wandern alles genau so klappen musste wie vorher geplant, wo hier doch so viel vom Wetter abhing. Es war komisch, sich mit einem Monat Vorlauf schon mit der Rückreise zu beschäftigen … aber die dauert ja auch noch einmal über eine Woche, da wir es ruhig angehen lassen wollen.

Abends nutzten wir den Jacuzzi mit Flussblick, dann gab es ein spätes Barbecue mit weiteren schönen Gesprächen. Was für ein Luxus für uns, die einzigen Gäste der Reisastua zu sein, die Lachssaison war fast vorbei und die Wintersaison hatte noch nicht begonnen.

Tag 92

von Ole

Ein ruhiger Tag.

Andrea: “Kann ich heute auch drei Eier bekommen?” “Of course.” Danach noch leckere Marmeladenbrote. Musste schließlich bis zum Mittag in Storslett reichen.

Dann packte wir in aller Ruhe, putzten unsere wieder trockenen Schuhe – so ein Trockenschrank für Angelausrüstung ist auch für Wanderausrüstung bestens geeignet – und fuhren gegen Mittag mit Jonny nach Storslett. Wir waren dankbar für den Service. Zwar hatte ich im Internet etwas von einem Bus früh morgens gesehen, aber Jonny hatte von einem Bus dort noch nie gehört.

Der Frisör hatte keine freien Termine. Es folgte ein ruhiges und leckeres Mittagessen bei Bios. Danach Lesen.

Das Kulturcenter war dann schon geschlossen. Na gut, nix Bildung. Kann sich Andrea dann dummer Weise nicht als Museum für 2017 anrechnen lassen. Eine kleine Runde durch den Ort, dann wieder zu Bios. Mit einer heißen Schokolade und einem Stück Kuchen besetzten wir knappe zwei Stunden lang ein gemütliches Sofa und lasen.

Um kurz vor 18 Uhr bestellten wir Fischsuppe und eine große Pizza für angeblich zwei bis drei Personen. Zum Glück war keine dritte Person da, die hätte nicht viel bekommen.

Der Bus kam dann fast pünktlich um 19:25 Uhr aus Tromsø und kurvte uns in drei Stunden gemütlich nach Alta. In der Luftlinie war Alta ja gar nicht so weit weg, aber die Küstenstraßen an den Fjorden sind lang. Bei einer Pause sprachen wir kurz mit einem Norweger, der erzählte, er hätte vor etwa zwei Wochen eine Frau mit einem Hund getroffen, die seit vier Monaten wanderte und noch bis an die russische Grenze wollte. “Mina?”, fragten wir sofort. Er sagte, er wisse es nicht, habe sie nicht nach ihrem Namen gefragt. “Schwarzer Hund? Setter?” Er nickte. Dann überlegte er kurz und meinte, sie habe ihm erzählt, sie hätte unterwegs ein deutsches Pärchen getroffen und sei eine Weile mit diesem gewandert. Wir schüttelten ungläubig die Köpfe. War die Welt wirklich so klein?

Um 22:30 Uhr bezogen wir unser Zimmer im Scandic in Alta, lasen noch und schliefen bald ein.

Tag 93

von Andrea

Vorschläge für andere Adjektive als “faul” oder “ruhig”? Äh, untätiger Tag vielleicht? Erholsamer Tag? Dödel-Tag (ich weiß, ist kein Adjektiv)? Wohlfühl-Tag? Egal …

Frühstück um 9:00 Uhr, bloß keine Hektik. So langsam sollten wir ja mal unsere Körper wieder umstellen und weniger Essen, aber bei so einem Frühstücksbuffet in einem netten Hotel klappt das beim besten Willen nicht.

Ziemlich erfolgreicher Einkaufsbummel:

  • Kniebandage für mich,
  • Einlegesohle mit Gelpolster für Ole,
  • Butter, Frischkäse, Rinderschinken, Brot für unsere Mägen unterwegs
  • Neue Regenhose für mich (an der stimmte alles – na gut, war auch von Arcteryx – die denken vorher nach und lassen nicht die Kunden die Fehler finden, dafür sind die Sachen… autsch … teuer – dürfte jetzt wieder ein paar Jahre halten).

Was es leider nicht gab, war einen neuen Stift zum Wegbrutzeln der Mückenstiche. Unserem ist der Dauereinsatz in Verbindung mit dem etwas ruppigen Umgang in Rucksack und Zelt nicht bekommen; er hat den Geist aufgegeben. Da kann ich nur hoffen, dass die Mücken unseren Beitrag gelesen haben und wissen, dass sie im September nix mehr zu melden haben.

Ole ließ noch das Haarchaos rund um seinen Kopf etwas bändigen, dann gab es endlich wieder etwas zu essen. Ole kam mir zuliebe mit zu einer Sushi-Bar, in der eine Leckerei nach der anderen auf einem Fließband an mir vorbei fuhr. Das Paradies!!! Dümmlich grinsend schob ich mir eine Leckerei nach der anderen in den Mund. Kurz vor dem Platzen konnte ich mich dann zum Glück doch noch stoppen. Herrlich. Oh ja, Sushi hatte ich wirklich vermisst in den letzten Wochen.

Und dann Mittagsschlaf, juhuuuu. Fast wie Urlaub. Das Altamuseum mit alten Felszeichnungen fiel aus. Das hatte uns 2002 sehr gefallen und beeindruckt, weswegen ich es eigentlich gern noch mal besucht hätte (und ich hätte es mir bestimmt auch als Museumsbesuch für 2017 anrechnen lassen können). Aber irgendwie war so’n Hotelzimmer ja nun auch schön, und mit Mittagsschlaf wäre das wieder Essig die nächsten Tage und überhaupt …

Abends bekam Ole dann Heilbutt und ich kämpfte mit einer Königskrabbe. Köstlich … auch wenn ich das Monstrum vermutlich im halben Restaurant verteilte und mein T-Shirt hinterher waschen musste.

Wir hatten Lust, am nächsten Tag wieder weiter zu gehen. Wir wollten der Straße E6 folgen. Das würde ein wenig mein Knie schonen. Und eine “Flucht” wäre einfacher, wenn das Wetter wieder mal verrückt spielen sollte. Vermutlich 5 Tage bis zu unserem letzten Paket in Olderfjord. Mal schauen, wie es läuft und wie sehr uns das Laufen auf der Straße stört.

Nordlyskathedrale in Alta

Ein Gedanke zu “55. von Kilpisjärvi nach Alta – Teil 2

  1. Hi!

    erstmal vorweg: Respekt für diesen Trip! Macht mich glatt neidisch.

    Habe jetzt eine gute Stunde in Eurem Blog gestöbert und kann mich gar nicht mehr losreissen. Vielen Dank für den netten Anruf und ich wünsche Euch noch einen guten Pfad bis zum Nordkapp, bald ist es ja geschafft.

    Für die Rückreise nach Bergen wüsche ich eine angenehme Schifffahrt!

    Werde weiter euren Blog verfolgen!

    Liebe Grüße aus Estland,
    Alex

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